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STABÜBERGABE IN DER R. GEIGY-STIFTUNG

Nach 25 Jahren als Präsident der R. Geigy-Stiftung übergibt Marcel Tanner Ende Dezember 2022 das Amt an seinen Nachfolger Jürg Utzinger. Ein Gespräch mit dem ehemaligen und künftigen Stiftungspräsidenten über die Kunst, mit gezielt eingesetzten Mitteln grosse Wirkung zu entfalten.



Marcel Tanner war noch Doktorand am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH), als er zum ersten Mal von der R. Geigy-Stiftung erfuhr. Es war Rudolf Geigy, der Gründer des Swiss TPH, der 1976 die Rudolf Geigy-Stiftung ins Leben rief. Ihr Ziel war es, jungen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen des Swiss TPH Forschungsaufenthalte, sogenannte «Felderfahrung», in Übersee zu ermöglichen, wie auch umgekehrt die Förde-

rung von Expertinnen und Experten aus einkommensschwachen Ländern in der Schweiz. «Mir ging auf, dass die Rudolf Geigy-Stiftung das einzige Gefäss war, dass dem Swiss TPH strategische Mittel zur Verfügung stellen konnte, um gute Leute und Ideen voranzutreiben und Projekte anzuschieben», sagt Marcel Tanner.


Herr Tanner, 1997 übernahmen Sie als Direktor des Swiss TPH auch das Amt des Präsidenten der Rudolf Geigy-Stiftung. Was waren Ihre strategischen Ziele?

«Zunächst ging es darum, zusammen mit dem Vizepräsidenten Jean-Marc Joerin die drei vorhandenen Stiftungen des Swiss TPH (Stiftung Klinik Sonnenrain, Rudolf Geigy-Stiftung, Stiftung Sonnenrain) in einer einzigen Stiftung, der R. Geigy-Stiftung, zu vereinen. Ich wollte ein Gefäss schaffen, welches erlaubte, strategisch zugunsten des Swiss TPH zu inves-

tieren. In der Förderung war es uns wichtig, unsere Immobilien zu erhalten sowie eine Balance zwischen der Förderung von jungen Forschenden, innovativen Projekten und der Unterstützung forschungsrelevanter Technik und Infrastruktur zu schaffen.»


Könnten Sie hier ein konkretes Beispiel nennen?

«Die R. Geigy-Stiftung investierte in viele junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen und ihre Ideen und finanzierte Geräte wie beispielsweise die Nuklear Magnet Resonanz (NMR-)Spektroskopie am Swiss TPH. NMR erlaubte den Forschenden, metabolomische Profile bei Infektionskrankheiten zu erstellen und die Wechselwirkungen zwischen Krank-

heitserreger und menschlichen Wirten besser zu erfassen. Dies war nicht nur ein wichtiger Schritt für die Forschung, sondern auch innerhalb der Stiftung, um zu zeigen: Für gewisse Spitzenforschung braucht es die innovativsten Technologien.»


Heute sprechen alle von «Impact». Worin sehen Sie den Impact der R. Geigy-Stiftung?

«Da sind die zahlreichen von der R. Geigy-Stiftung geförderten Doktorandinnen und Doktoranden aus aller Welt sowie die innovativen Projekte zur Urbanisierung, zu neuen «One-Health»-Ansätzen, zu den weit verbreiteten Armutskrankheiten Malaria, Tuberkulose und HIV/AIDS und auch zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten, wie Buruli Ulcerans,

Bilharziose, afrikanische Schlafkrankheit oder die Tollwut. Hier konnte die Stiftung strategische Anschubfinanzierungen gewähren, um danach grosse Geldgeber wie die Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) oder den Wellcome Trust von der Relevanz und weiterer Unterstützung solcher Initiativen zu überzeugen.»


Werden Sie der Stiftung auch in Zukunft verbunden bleiben?

«An meinem Einsatz für die R. Geigy-Stiftung wird sich auch in Zukunft wenig ändern. Ich werde mich auch als Emeritus weiterhin mit Kopf, Herz und Hand für die Stiftung einsetzen; auch mit der Begeisterung, die ich nach wie vor verspüre.»


Herr Utzinger, Sie übernehmen ab 1. Januar 2023 das Amt des Stiftungspräsidenten. Welche Bedeutung hat die Stiftung für Sie persönlich und für die strategische Entwicklung des Swiss TPH?

«Ich freue mich riesig, ab Januar 2023 als Präsident die Geschicke der Stiftung zu leiten. Ich wurde bereits als Doktorand von der Stiftung gefördert. Damals erforschte ich die Verbreitung und die Möglichkeiten zur kosteneffizienten Kontrolle der Bilharziose an der Côte d’Ivoire. Die Bilharziose ist eine parasitäre Wurmerkrankung, die im südlichen Afrika mehr als 200 Millionen Menschen betrifft. Die R. Geigy-Stiftung hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem strategisch wichtigen Gefäss für das Swiss TPH ent-wickelt. Gerade junge Forschende konnten immer wieder von gezielten Anschubfinanzierungen profitieren und ihr grosses Potenzial entfalten.»


Welcher inhaltlichen Schwerpunkte muss sich die Stiftung in Zukunft annehmen?

«Grundlage der Arbeit der R. Geigy-Stiftung bildet der strategische Plan des Swiss TPH mit seinem wichtigen Prinzip der Wertschöpfungskette von der Innovation zur Validierung bis zur Umsetzung von wissenschaftlichen Resultaten. Weiterhin werden uns sicher die komplexen Interaktionen zwischen Infektionskrankheiten und chronischen Krankheiten beschäf-

tigen. Mit der R. Geigy-Stiftung möchte ich aber auch einen wichtigen Beitrag zu den 17 Zielen zur Nachhaltigen Entwicklung (UN Agenda 2030) und den zentralen Herausforderungen wie der Klimaveränderung oder dem Verlust der Biodiversität leisten.»


Worin sehen Sie die grössten künftigen Herausforderungen?

«Mit dem Verkauf der Liegenschaften der R. Geigy-Stiftung an der Socinstrasse in Basel ist ein wichtiges strategisches Standbein der Stiftung weggefallen. Hier müssten wir dafür sorgen, dass wir – nebst anderen Einkommensquellen – mittel- bis längerfristig wieder Immobilienbesitz bewirtschaften können».


Und worin sehen Sie Ihre grössten Chancen?

«Als Dachstiftung hat die R. Geigy-Stiftung die Möglichkeit, zahlreiche Fonds zu errichten, um auch den Interessen potenzieller Spenderinnen und Spender entgegenzukommen. So konnten wir zum Beispiel letztes Jahr einen Stipendien-Fonds lancieren, um gezielt auch Studierende auf Master-Level zu unterstützen und auf diese Weise vielversprechende Forschende aus aller Welt ans Swiss TPH zu binden. Generell denke ich, dass die R. Geigy-Stiftung mit Sitz in

Basel und der engen Beziehung zum Swiss TPH und seinem Gründer Rudolf Geigy einen ausgezeichneten Ruf geniesst, den sie nicht zuletzt auch meinem Vorgänger Marcel Tanner verdankt.»



Mit strategischen Mitteln unterstützt die R. Geigy-Stiftung (RGS) das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) in seiner Absicht, einen Beitrag zu einer gesünderen Welt zu leisten. Und dies in enger Partnerschaft mit vernachlässigten Bevölkerungsgruppen vor Ort. Die RGS fördert innovative Forschungs- und Umsetzungsprojekte, investiert in moderne Technologien und in die Karriere junger Wissenschaftlerinnen. Dabei teilt sie den Grundsatz, dass man künftige gesellschaftliche Herausforderungen nur gemeinsam anpacken kann («Mutual learning for change»). Die Stiftung wurde seit 1997 von Marcel Tanner präsi-

diert. Er übergibt das Amt ab 1. Januar 2023 an seinen Nachfolger und Direktor des Swiss TPH, Jürg Utzinger.



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